Vor einer Weile gab es zwischen meiner besseren Hälfte und mir eine, nennen wir es ausführliche Diskussion zu meinem Durchschnittspuls beim Laufen. Ich persönlich habe keine Problem darin gesehen, dass der Durchschnittspuls regelmäßig um die 180 bpm bis 185 bpm liegt. Klar war ich immer völlig am Ende nach den Läufen aber generell macht mir schnelles einfach mehr Spass, mir bringt Spass, wenn es anstrengend wird und man ein bisschen kämpfen muss. Und da ich von mir selbst weiß, dass ich kein Sportler bin der bis ans äußere Ende gehen kann, war mir auch immer klar, dass ich meine maximal Grenze beim Laufen noch längst nicht erreicht habe und somit das ganze auch kein (gesundheitliches) Problem darstellen dürfte. Die bessere Hälfte sah das allerdings völlig anders. Um es kurz zusammenzufassen war seiner Meinung nach der erste Herzinfarkt nur noch wenige Läufe entfernt und er einfach noch zu jung um den Rest seines Lebens als trauender Witwer durch die Welt zu ziehen. Daher der Wunsch, dass ich das doch bitte mal ärztlich abchecken lassen sollte. Es gab noch ein kurzes hin und her bis von seiner Seite das Totschlagargument ein jeder Beziehung kam: „Mir zu liebe“. Dem kann man eigentlich nicht viel entgegen setzen, um genau zu sein gar nichts.
Da ich nicht zu einem „normalen“ (Sport-) Mediziner wollte der sich a) keine wirkliche Zeit nimmt und b) evtl. als Lösung hat „hören Sie halt auf mit Laufen“, habe ich mich für einen Gesundheitscheck in einem sportmedizinischen Zentrum entschieden. Diese Zentren bieten für Freizeit- und Leistungssportler die Möglichkeit sich entsprechenden Untersuchungen zu unterziehen und dabei direkt eine Ableitung für das eigene Training mitzugeben.
Zum Glück ist bei uns in der Nähe solch ein sportmedizinisches Zentrum, das direkt zu einem olympischen Stützpunkt gehört. Ich dachte mir, dass man da wohl recht gut aufgehoben ist.
Ich habe mich für das große Programm entschieden inkl. Leistungsdiagnostik. Der eigentliche Gesundheitscheck umfasst
Ausführliche Anamnese
Umfassende körperliche Untersuchung (internistisch, orthopädisch)
Messung von Größe, Gewicht und Körperfettanteil (Calipermethode)
Messung der Lungenfunktion
Fahrradergometrie mit EKG (Bestimmung der allgemeinen Leistungsfähigkeit) – gut mit Laktatbestimmung zu kombinieren
Urinstatus
Ausführliche Beratung
Schriftlicher Bericht
Zur Leistungsdiagnostik gehört ein detaillierter Überblick über die aktuelle Ausdauerleistungsfähigkeit, das Pulsverhalten sowie Stärken und Schwächen im Training.
Die Kosten sind privat zu tragen und umfassen für das beschriebene Paket 136€, allerdings habe ich die Möglichkeit mir 80% der Kosten von meiner Krankenkasse wiederzubekommen. Tatsächlich kam grad gestern ein Bestätigungsschreiben der Krankenkasse, dass man mir die 80% überweist, vielen Dank liebe Techniker Krankenkasse.
Wie lief das ganze nun ab? Zunächst gab es eine ausführliche orthopädische Untersuchung der Sportärztin, wie ungefähr 99% der Bevölkerung habe ich eine schiefe Wirbelsäule ansonsten alles tutti. Vor dem Laufband noch die Messung der Lungenfunktion – wie ein junger Gott, anders kann man die Werte nicht nennen. Dann ging es endlich aufs Laufband. Man kommt sich schon furchtbar professionell vor, wenn man so verkabelt auf einem Laufband steht und einem permanent Blut aus dem Ohrläppchen abgenommen wird. Ach so. gelaufen bin ich natürlich auch, 3 Minuten laufen mit steigender Geschwindigkeit je Intervall und dazwischen eben Blut abgenommen (Laktatbestimmung) zur Bestimmung der optimalen Herzfrequenz für meine Läufe.
Was kam nun heraus? Nun, mit meiner Herzfrequenz ist alles in Ordnung! Wenn ich zukünftig längere Strecken laufe will soll ich auf einer Herzfrequenz von 160 bpm Läufe von bis zu 2h absolvieren, bei Intervallläufen bei denen ich auf Geschwindigkeit gehe, kann die Herzfrequenz auch schon mal auf 185 bpm hochgehen, dann aber entsprechend nicht so lange.
Klingt erst mal ziemlich offensichtlich? Für mich hat sich eine ganz neue (Lauf-) Welt eröffnet, das Konzept langsames Laufen. Direkt bei meinem ersten Versuch bin ich 11 km gelaufen (sonst 6-8 km), aufgehört habe ich nur, weil ich wieder an meiner Haustür vorbeigekommen bin und dann nicht noch mal in eine andere Richtung durchstarten wollte. Es ist für mich ein völlig neues Lauferlebnis, normalweise haben Fußgänger vor mir automatisch Platz gemacht, da sie gehört haben, dass jemand von hinten mit Schnappatmung kommt, diesmal musste ich tatsächlich anderweitig auf mich aufmerksam machen. Die bessere Hälfte war auch völlig erstaunt wie frisch ich nach dem Lauf noch aussehe. Ich muss gestehen, dass ich diese langsamen Läufe nicht ohne Musik machen kann, da mir das sonst einfach zu langweilig ist. Aber ich bin wirklich gespannt wo mich diese „neue“ Trainingsmöglichkeit langfristig hin führt.
Noch ein paar Hinweise zum Gesundheitscheck
Sinn macht dieser Check für alle die bereits aktiv sind und sich z.B. einen Trainingsplan mit Hilfe der Bestimmung der optimalen Herzfrequenz aufbauen will. Ganz besonders sinnvoll ist es für Leute die bisher noch nicht sportlich aktiv waren und neu durchstarten wollen, ich denke da bekommt man viele nützliche Hinweise an die Hand und kann so trainieren, dass man auch langfristig durchhält und vor allem Freude hat.
Diesen Gesundheitscheck gibt es nicht nur für Läufer, auch Radfahrer und Ruderer kommen auch ihre Kosten. Ich meine, dass alle anderen Sportarten bei den Ruderern mit eingeordnet werden und einen entsprechenden Rudertest mitmachen.
Will man solch einen Check machen, insbesondere den Laktattest, sollte man sich vorher ein Ziel für sein Training definieren, nur so können die Ärzte aus diesen Tests entsprechende Empfehlungen ableiten.
Zu tragen sind die Kosten zunächst selbst, einige Krankenkasse bieten die Möglichkeit einer Übernahme, da am besten vorher mal bei der eigenen Krankenkasse anfragen. Meine Krankenkasse die Techniker übernimmt 80% der Kosten, in zwei Jahren kann ich wieder so eine Test machen und bekommen entsprechend die Kosten erstattet.
Für Berliner hier noch ein Link vom Zentrum für Sportgesundheit http://www.sportgesundheitspark.de
P.S. Beim abschließenden Beratungsgespräch meinte die Ärztin dann noch zu mir, dass bei meinem Wunsch zukünftig längere Strecken zu Laufen mein (leichtes) Übergewicht nicht sehr hilfreich ist und ich unbedingt etwas abspecken sollte. Da bezahlt man 136€ muss sich dann auch noch sowas sagen lassen 😉
Sehr interessant das alles! Und liebe Grüße an deine bessere Hälfte, hat er genau richtig gemacht, jawollja